Copyright by Jonas Martin Schneider, CH-2014
Der Kasperl trifft auf der Landstraße einen König.
Kasperl: «Was bist du denn für eine Vogelscheuche?»
Koenig: «Ha! Ich bin der König!»
«Soso. Woher weißt du denn, dass du König bist?»
«Weil ich eine Krone trage, natürlich. »
«Nanu? Und wenn du mir deine Krone leihen würdest, wäre ich auch König?»
«Selbstverständlich nicht.»
«Dann bist du also doch nicht wegen der Krone König. Vielleicht meinst du ja auch nur, du seiest König.»
«Blödsinn. Ich weiß es. Schließlich war mein Vater auch König, und mein Großvater auch, und mein Sohn wird einmal König werden.»
«Und woher habt ihr alle gewusst, dass ihr Könige seid?»
«Weil die Leute uns gehorchen, natürlich.»
«Aha. Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Aber was ist, wenn die Leute demselben Irrtum unterliegen wie du und dir nur deswegen gehorchen?»
«Aber deswegen gehorchen sie mir doch! Weil ich König bin.»
«Bist du sicher? Was tust du denn, wenn sie dir nicht gehorchen?»
«Dann lasse ich sie hängen.»
«Da haben wir's. Glaubst du dann nicht, dass sie dir nur gehorchen, weil sie nicht gehängt werden wollen, und nicht weil sie glauben, du seist König?»
«Vielleicht.»
«Dann gehorchen sie dir nur, weil du Landjäger hast und Soldaten.»
«Mag sein.»
«Siehst du. Dann bist du gar kein König. Dich unterscheidet gar nichts von den anderen Menschen.»
«Aber das Volk wüsste doch nicht was tun, ohne einen König.»
«Hast du es einmal ausprobiert?»
«Nein, aber das ist doch klar. Ich bin weise, und das Volk ist dumm. »
«Warum bist du denn weise? »
«Weil ich das Königsein studiert habe! »
«Na, das könnte ja jeder andere auch. »
«Nein, das dürfen nur Könige. »
«Warum? »
«Das ist doch klar: Wo kämen wir hin, wenn jeder König wäre? »
«Woandershin.»
«Aber dann hätten wir Anarchie.»
«Genau.»
«Mord und Totschlag.»
«Friedliches Zusammenleben ohne Gewalt.»
«Landjäger? Hängt diesen Kerl auf.»
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